Latin Goes Online

Still ist’s die Tage im Tanzsportclub Savoy geworden. Kein Standard mehr, kein Latein. Jetzt muß man daheim streiten.

Ungefähr drei Tage hat’s gedauert, dann fiel den Lateinern die Decke auf den Kopf. Da muß doch was gehen? Und es ging was: In Latein ist doch viel stationär…

Stationär ist genau das, was wir brauchen.

Und so fand am Mittwoch, den 18. März 2020, das erste virtuelle Gruppentraining der Savoy-Lateiner statt. Über Skype banden Valera Musuc und Antonia die Teilnehmer ein.

Wir guckten uns alle in die Wohnzimmer und lauschten den Anweisungen unseres Trainers.

„Ich hör nix.“

„Ich hör was, seh aber nix.“

„Lädt mich mal jemand ein?“

Antonia war der Leittower.

Zuerst: Eigenes Mikro ausschalten.

„Jetzt klickt auf die drei Punkte rechts unten. Da schaltet ihr den Weichzeichner aus.“

Nix war’s also mit Verstecken in der Unschärfe.

Wir waren ungefähr ein Dutzend. Gierig auf Unterricht.

Samba. Bewegungen auf dem Standbein. Valera erklärte die Übung, dann machten wir sie nach.

„Was ich bei den meisten sehe…“ sagte er. Er lobte. Er korrigierte. Ganz wie im „normalen“ Unterricht.

Sein Stirnband strahlte eine gewisse Ruhe und Verläßlichkeit aus. Nix Fixes dagegen waren die Kamerawinkel. Mal hatte man keine Füße, dann wieder keinen Kopf oder fiel ganz aus dem Bild.

„Die Kamera tiefer“, kam dann von Antonia.

Oder auch: „Die Kamera höher!“

Jedesmal flimmerten dicke Nasen nach vorn.

Jetzt rauschte Musik durch das Mikro.

Valera zählte – aber mehr als allgemeine Richtlinie, denn da waren die unterschiedlichen Übertragungsraten. Man bewegte sich im Takt, gewiß, aber jeder Teilnehmer hatte seine eigene Version.

Bei Hans und Renate sprang eine Katze durchs Bild.

„Paßt auf die Katze auf!“

Weiter ging’s in der Samba. Wir saßen am Boden und rotierten unseren Brustkorb.

„Ellbogen hoch“, wies Valera an.

Dann standen wir wieder und bouncten ein Quadrat in den Boden. Alles auf einem Bein. Jeder Versuch zu schummeln wurde von Valera gnadenlos aufgedeckt.

„Nicht alle haben das freie Bein weg vom Boden…“

„Ja, sieht gut aus!“

„Oberkörper ruhig.“

Wir arbeiteten und schwitzten, ja wir schwitzten tatsächlich. Und als wir uns schließlich nach anderthalb Stunden von Skype abmeldeten und jeder sich wieder in seine eigene Wohnung zurückzog, war’s ein tolles Lateintraining gewesen mit hochmotivierten Savoylern und einem leuchtenden „Ich war ganz schön nervös“-Valera, der seine Sache fantastisch gemacht hatte.

Daumen nach oben für Valera und Antonia (das Mikro ist noch ausgeschaltet)!

Das Skype-Zeitalter im Savoy hat begonnen…

Bericht: Hans Ehgartner